Trotz Diät und Sport ufert das Gewebe an Beinen und Armen aus und bereitet zumeist auch Schmerzen. Ohne operativen Eingriff, bleibt das Problem Lipödem ein Leben lang bestehen.
Wellige Haut, blaue Flecken, Schmerzen, Übergewicht: Jede zehnte Frau leidet an einer krankhaften Fettvermehrung des Unterhaut-Fettgewebes. Obwohl die Erkrankung Lipödem schmerzhaft ist und typische Symptome verursacht, wird sie oft erst spät erkannt. Meist sind nur die Beine betroffen, in etwa 30 Prozent der Fälle auch die Arme. Problematisch ist nicht nur die unkontrollierte Vermehrung der Fettzellen, sondern auch die schmerzhaften Entzündungsreaktionen, die diese hervorrufen.
Die Krankheit wird in drei Stadien unterteilt, die fließend ineinander übergehen und von etwas kräftigeren Fesseln und Beinen bis hin zu einer starken Fett- und Hautvermehrung mit Wassereinlagerungen gekennzeichnet sind. Lymphdrainagen und Kompressionsstrümpfe können Symptome lindern, aber ohne operativen Eingriff, bleibt das Lipödem ein Leben lang bestehen. Dozent Dr. Johannes Matiasek, Facharzt für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie in Wien und Schladming gilt als einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Lipödem Behandlung. Bei ihm haben wir nachgefragt, wie das Problem ein für alle Male behoben werden kann.
Was sind die Ursachen eines Lipödems?
Dr. Matiasek: Primär scheinen hormonelle Veränderungen für diese vermehrte Fettansammlung an Oberschenkeln und Oberarmen – seltener auch an Unterschenkeln und Unterarmen – verantwortlich zu sein, die zu einem Lymphstau führt und dadurch Schmerzen verursacht. Viele Lipödem-Betroffene leiden jahrelang an Druckschmerzen, schweren Beinen, starken blauen Flecken und Fettansammlungen, die auch durch sportliche Tätigkeiten nicht verschwinden. Bildgebend ist lipödematös verändertes Fettgewebe und nicht von „normalem“ überschüssigem Fettgewebe zu unterscheiden.
Was kann man als Betroffene bei einem Lipödem-Verdacht tun?
Dr. Matiasek: Die Liposuktion - also die Absaugung von überschüssigem Fett - ist die bewährteste Methode zur Lipödem-Behandlung, um auch einen dauerhaften Erfolg zu verzeichnen. Durch die Reduktion des Fettgewebes kann der Lymphabfluss nachhaltig verbessert werden, wodurch sich Schwellungen und Schmerzen zurückbilden. Bei dem minimal-invasiven Eingriff werden die Fettdepots mit einer Kanüle aus den betroffenen Körperstellen abgesaugt, sodass sie sich nicht mehr nachbilden können. Ich verwende dafür so schlanke Kanülen, dass auch keine unansehnlichen Narben zurückbleiben. Zudem wird die dadurch entstehende überschüssige Haut mittels einer Vibrationstechnik zeitgleich gestrafft und zusätzliche Straffungsbehandlungen können dadurch auch in den meisten Fällen verhindert werden. Die Absaugung dauert in etwa zwischen 2 bis 3 Stunden und erfolgt im Dämmerschlaf oder in Vollnarkose. Zumeist reicht dafür der Aufenthalt in der Tagesklinik, kann aber bei Bedarf mit einer Übernachtung verbunden werden. Bei der Kontrolluntersuchung nach 7 Tagen wird dann auch die Naht entfernt.