„Das System ist krank“ - StartUp Ikonity entschleunigt die Modebranche

von Alexandra Otto 05/05/2021
Shopping Tipps
„Das System ist krank“ - StartUp Ikonity entschleunigt die Modebranche

Weltweit türmen sich mittlerweile Berge von Altkleidern, gleichzeitig arbeiten Menschen unter denkbar schlechten Bedingungen, um den immer größer werdenden Hunger nach neuer Mode zu befriedigen. Ein Garant für Erfolg, welcher sich jedoch nicht ohne fatale ökologische und soziale Auswirkungen aufrechterhalten lässt. Die Frage nach Alternativen drängt sich immer mehr auf. Das StartUp „Ikonity“möchte mit einer neuen Plattform eine klare Antwort darauf geben.

Laut dem ReUse Netzwerk Repanet fallen jährlich allein in Österreich mehr als 110.000 Tonnen Alttextilien an, davon landen rund 70.000 Tonnen direkt im Restmüll. Die Fast Fashion-Industrie zählt zu den Branchen mit den denkbar schlechtesten Arbeits- und Umweltbedingungen. Hungerlöhne, Arbeitszeiten von zehn bis 14 Stunden pro Tag und die Verweigerung von Gewerkschaftszusammenschlüssen gehören zur Norm. Das United Nations Environment Programm (UNEP) rechnet zudem zehn Prozent der weltweiten CO² Emissionen der Industrie zu. „Das System ist krank. In diesem Umfeld werden jährlich hundert Milliarden Kleidungsstücke produziert, transportiert und zu absurd billigen Preisen verkauft. Dass das keine gesunde Entwicklung ist, sollte eigentlich jedem klar sein“, meint Ikonity-Mitgründer Michael Muttenthaler.

Neue Konzepte als Medizin

Um gegen dieses Problem anzukämpfen haben sich die drei Gründer Matthias Dollfuss, Maximillian Horvatits und Michael Muttenthaler zusammengeschlossen, um mit Ikonity eine nachhaltige Alternative zu bieten. Mit dem Start-up entsteht der erste Cradle-2-Cradle Marktplatz für nachhaltige Mode österreichischer Designerinnen und Designer. Cradle-2-Cradle steht dabei für den Ansatz von durchgängiger Kreislaufwirtschaft und soll verdeutlichen, dass der Vertrieb ganzheitlich gedacht wird. Deshalb bieten die drei Gründer mit ihrem neuen Unternehmen Kundinnen und Kunden zukünftig die Möglichkeit, Altkleider wieder zu retournieren, um ihnen so ein zweites Leben zu schenken. Doch damit nicht genug: um dem Kleidungsstück die nötige Wertigkeit wieder zu geben, werden bei allen Textilprodukten die Lieferketten transparent dargestellt. Das soll Konsumentinnen und Konsumenten näherbringen, welche Schritte nötig sind, um ein wirklich nachhaltiges Produkt auf den Markt zu bringen und so das Bewusstsein für ressourcenschonende Produktion zu schärfen.

Großer Launch

Die Problematik des Online-Shoppens ist, dass man nicht weiß, wo die bestellten Waren ihren Ursprung haben und welche Produktionsschritte damit verbunden sind. Sich darüber gründlich zu informieren ist nicht nur zeitaufwändig, sondern oft schwer nachvollziehbar dargestellt. Die Gründer nehmen aufgrund ihrer umfassenden Betrachtungsweise von Nachhaltigkeit und der Anforderungen der Konsumentinnen und Konsumenten die Komplexität für diese heraus und schaffen innovative Lösungen für ein transparentes und nachhaltiges Kauferlebnis“, lobt die Leiterin des StartUp-Centers am Campus Wieselburg, Margaretha Bewersdorff.

Als Spin-Off des Campus Wieselburg der Fachhochschule Wiener Neustadt wird Ikonity tatkräftig vom StartUp Center des Hauses unterstützt. Ab sofort können Interessierte unter www.ikonity.at aus einer großen Auswahl an nachhaltigen Produkten von österreichischen Designern wählen. Zudem besteht die Möglichkeit, sich bereits für die erste Welle des Altkleiderretourenservices anzumelden, um unter den Ersten zu sein, die ihren Kleidern ein zweites Leben ermöglichen und zeitgleich einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Modeindustrie leisten. Chapeau!